„Ja, die Zinsen müssen weiter steigen – und zwar deutlich“

Vertreter der Deutschen Bundesbank zu Gast an der BO Passau

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Maximilian Golbs, der im Stab des Präsidenten der Deutschen Bundesbank arbeitet, war selbst einmal Schüler einer BOS in Bayern und hat nicht nur deshalb sofort den Draht zu der interessierten Seminargruppe zum Thema Geld gefunden.
Mit spannenden und hochaktuellen Themen zu den Veränderungen auf den nationalen und internationalen Geld- und Finanzmärkten beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler der FOS und BOS Passau im Rahmen des Seminarfaches. Um bessere Einblicke und um Informationen aus erster Hand zur Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zu erhalten, konnten wir einen Referenten der Deutschen Bundesbank gewinnen. Herr Golbs, der sichtlich gerne die vielen Fragen aus dem Publikum noch während seines Vortrags beantwortet, stellt auch geschichtliche Zusammenhänge zu vergangenen inflationären und deflationären Phasen vor. Er geht darauf ein, dass die EZB mit der Einstellung der Nettoanleihekäufe im ersten Halbjahr und den kürzlichen Anhebungen der Leitzinsen im Juli und September um bisher 1,25 % versucht, der aktuell hohen Inflation entgegenzuwirken. Letztere sei zunächst zum guten Teil von außen getrieben worden, betreffe mittlerweile aber einen großen Teil des Warenkorbs. Es gelte nun zu verhindern, dass sich diese hohe Inflation verfestigt. Dafür brauche es weitere ausreichend starke und schnelle Reaktionen der Notenbank. Herr Golbs betont dabei aber auch, dass die Leitzinserhöhungen der Zentralbank ihre Wirkung auf das Preisniveau erst nach mehreren Monaten erreichen und deshalb nicht mit einem abrupten Abflachen der Inflation zu rechnen sei. So halte die Bundesbank auch im kommenden Jahr eine Sechs vor dem Komma für realistisch. Welche Nebenwirkungen die Zinserhöhungen auf die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen oder den seit Jahren hoch bewerteten Immobilienmarkt in den deutschen Großstädten haben wird, bleibe noch abzuwarten. „Irgendwann hat jeder Aufschwung ein Ende“ und so könnte es nun auch auf den Immobilienmärkten zu einem Rückgang der Preise kommen, nicht zuletzt nachdem sich die Bauzinsen seit Jahresbeginn in etwa vervierfacht haben. Wie immer im wirtschaftlichen Geschehen, könne dies aber nicht mit Sicherheit vorausgesagt werden, da stets viele verschiedene Komponenten zusammenwirken.
Im Zeitalter von Kryptowährungen, Stable Coins etc. prüft nun auch die Europäische Zentralbank die Einführung des digitalen Euro mit allen möglichen Konsequenzen. Die Frage um die Abschaffung des Bargeldes wird mit einem klaren „nein“ beantwortet. „Solange Bargeld genutzt und nachgefragt werde, so wird es die Notenbank auch anbieten“, so der Bundesbanker. Gleichwohl unbare Zahlungsmethoden – auch verstärkt durch die Pandemie – weiter an Bedeutung gewonnen haben, sei Bargeld nach wie vor das am häufigsten genutzte Zahlungsmittel in Deutschland. Gerade in Krisenzeiten zeige sich zudem eine verstärkte Nachfrage nach Bargeld.

Wir danken Herr Golbs für seine Geduld und die Beantwortung unser vielen Fragen! Es waren hochspannende und hochinteressante drei Schulstunden!

Bettina Stern

 

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