Zur thematischen Einstimmung in den Tag konnte ich den Schülern der W11c drei Kurzvideos präsentieren.
Über meinen Instagram-Account hatte ich ehemalige Schüler von mir angeschrieben und sie gebeten, mir Videos zu schicken, in denen sie über ihren Beruf oder Studiengang sprechen. Vorgaben zu den Inhalten machte ich nicht. Die Ehemaligen berichteten dann z. B. über die Inhalte der Ausbildung oder des Studiums oder auch darüber, ob Mathe in dem Studiengang wirklich so wichtig und schwierig ist. So konnten die Schüler der W11c Informationen aus der realen Ausbildungs-/Studienpraxis bekommen und sich motivieren lassen. In zumindest einem Fall gab es eine Kontaktaufnahme zur ehemaligen Schülerin, um noch mehr Einblicke ins Studium und Tipps zu erhalten.
Vielen lieben Dank an Franziska, Lucia und Johannes für eure informativen und motivierenden Videos und vielen Dank an die W11c für den kurzweiligen Anleitungstag!
Die fachpraktische Anleitung (fpA) an der Fachoberschule hat den Zweck, den Schülern der elften Klasse einen spannenden Einblick in die berufliche Praxis zu geben! Regelmäßig laden wir Praktiker ein oder machen uns auf zu aufregenden Werksführungen. So konnten wir die echte Welt des Berufslebens hautnah erleben und mit der oft etwas künstlichen Schulrealität vergleichen. Eine Studie hatte vor Jahren schon gezeigt, dass etwa ein Viertel aller Auszubildenden ihre Ausbildung abbricht. Die Gründe dafür sind vielfältig: von mageren Gehältern über Unzufriedenheit mit der Ausbildungsqualität bis hin zu falschen Vorstellungen über den Beruf. Deshalb hatte uns unsere ehemalige Beratungslehrkraft schon vor Jahren ans Herz gelegt, die Schüler bei der Studien- und Berufswahl tatkräftig zu unterstützen. Wir wollen ihnen die Werkzeuge an die Hand geben, um ihre Stärken und Interessen zu entdecken und die passenden Studiengänge und Ausbildungsberufe zu finden.
In diesem Schuljahr habe ich mich entschieden, eine der fachpraktischen Anleitungen der W11c ganz der beruflichen Zukunft der Schüler zu widmen. Die Schüler sollten sich einen Ausbildungsberuf oder Studiengang ihrer Wahl aussuchen und dabei einige spannende Fragen berücksichtigen: Was sind die formalen und persönlichen Voraussetzungen? Wie lange dauert die Ausbildung oder das Studium? Wie sieht es mit der Vergütung und dem Einstiegsgehalt aus? Welche Aufgaben erwarten die Absolventen und wo können sie eingesetzt werden? Und was ist mit den Zukunftsaussichten? Die Schüler hielten ihre Erkenntnisse zunächst in einem Word-Dokument fest.
Doch damit nicht genug! Anschließend sollten die Schüler ihre Recherchen in Präsentationen zusammenfassen, die sie noch am selben Vormittag vortragen würden. Um dem gefürchteten „Tod durch PowerPoint“ zu entkommen, stellte ich ihnen das aus Japan stammende Konzept Pecha Kucha vor: Hier darf jeder Referent maximal 20 Folien verwenden, die jeweils 20 Sekunden sichtbar sind. Das bedeutete, dass der Vortrag auf genau 6:40 Minuten begrenzt ist – perfekt, um die Zuhörer bei Laune zu halten!
In unserer fachpraktischen Anleitung haben wir die Regeln noch etwas strenger gefasst: Jeder Schüler hatte nach der Startfolie mit der Benennung des Berufs oder Studiengangs genau sechs Folien zur Verfügung, die er jeweils genau 30 Sekunden besprechen durfte. So hatte jeder Schüler genau 3 Minuten Zeit, um seine Mitschüler über seinen gewählten Beruf oder Studiengang zu informieren.
Die Schüler mussten sich beim Erstellen ihrer Präsentationen gut überlegen, welche Informationen wirklich wichtig sind und wie sie diese in nur 30 Sekunden pro Folie vermitteln können. Diese Herausforderung zwang sie dazu, die Essenz ihrer Themen herauszufiltern. Anders als im „echten“ Pecha Kucha waren hier jedoch auch Texte auf den Folien erlaubt. Nachdem die Präsentationen (ohne Animationen!) fertig waren, übten die Schüler ihre Vorträge, um das Timing der Folien zu beherrschen. Stellten sie fest, dass eine Folie für 30 Sekunden zu überladen war, kürzten sie die Inhalte. Manche Schüler luden die Präsentation dann auf ihr Smartphone und gingen in den Pausenhof oder SMV-Raum, um dort ungestört proben zu können.
Der große Pecha-Kucha-Vormittag begann! Jeder Schüler hatte die Chance, über 15 verschiedene Studiengänge und Ausbildungsberufe informiert zu werden. Wer seinen Vortrag gehalten hatte, steuerte dann am Lehrerrechner die Präsentation des Nachfolgers und sprang alle 30 Sekunden zur nächsten Folie – egal, ob die vorherige schon fertig besprochen war. In mehreren Fällen hätten die Zuhörer gerne mehr erfahren, doch nach exakt drei Minuten wurde der Vortragende „abgewürgt“.
Mein Fazit: Die Schüler arbeiteten an diesem Tag großartig mit! Sie setzten sich innerhalb von etwa 60 Minuten intensiv mit ihrem Thema auseinander und fassten die wesentlichen Informationen auf den sechs Folien prägnant zusammen. Viele Schüler hatten durch die Probeläufe ein hervorragendes Zeitgefühl entwickelt und schafften es, genau auf die drei Minuten zu kommen – einige sogar punktgenau! Für mich war es ein beeindruckender Vormittag, denn die Schüler legten sich bei der Erstellung ihrer Präsentationen und Vorträge richtig ins Zeug.
Nach dem letzten Vortrag bat ich die Schüler um ihr Feedback zu diesem Vormittag. Mögliche Fragen waren: Wie fanden Sie diesen Vormittag? Fiel es Ihnen leicht, sich in Ihren Beruf/Studiengang einzuarbeiten? Wie fanden Sie die Vortragstechnik Pecha Kucha? Bereiteten die Zeitvorgaben (sechsmal dreißig 30 Sekunden) Ihnen Stress? Die Schüler schrieben ihr Feedback auf DINA4-Papier, das sie anschließend zu Papierfliegern falteten und nach vorne warfen. Die angekommenen Flieger wurden von mir aufgeklappt und (unzensiert) vorgelesen. Die Rückmeldungen waren überwiegend positiv und zeigten, dass die Schüler diesen Vormittag als gewinnbringend empfanden.
Hier ein paar Rückmeldungen der Schüler: „Stressig, ging am Ende aber fit!“; „War cool, aber beim Präsentieren etwas stressig“; „War super“; „Schöner Tag!“; „Es war interessant und es hat auch Spaß gemacht, über neue Berufe zu recherchieren“; „30 Sekunden reichen schon und es ist nicht langweilig, wenn man den anderen zuhört“; „Dass man ein bisschen unter Druck stand, hat es spannender gemacht“; „Zu viel Zeitdruck bei den Folien“; „War stressig, aber gute Vorbereitung auf das Berufsleben.“
Andreas Ott, OStR