Das Schauspielseminar auf Exkursion ins Passauer Stadttheater
Man merkt sofort: Die Disponentin des Stadttheater Passau Kathryn Brown will junge Menschen mit ihrer Leidenschaft fürs Theater anstecken. Zwei volle Stunden nimmt sie sich Zeit, um den Seminaristen und Schülern der Theater-AG das Innenleben des Schauspiel-und Opernhauses und seine Abläufe näher zu bringen: Bühne, Backstage, Umkleiden, Maske, Requisitenkammer, Schneiderei… Bis auf die Besenkammer hatten wir am Ende wirklich fast alles gesehen und bestaunen dürfen. Kathryn Brown ist die Chef-Logistikerin am Haus und in dieser Funktion so etwas wie das „Mädchen für alles“, wie sie selbst über sich sagt. Die Reihe völlig verschiedener Aufgaben, die sie zu erledigen hat, macht deutlich, dass ein Theater ein komplexer Organismus ist, den Brown als studierte Sängerin aus Sicht der Künstlerin wie aus der der Betriebswirtschaft kennt. Dabei umfasst ihr Job keineswegs nur Büroaufgaben. Neben der Akquise der Künstler und Vertragsverhandlungen, leitet sie die Proben des Chors, singt als Krankheitsvertretung schon mal eine Partie, wenn Not an der Frau ist, erstellt Probenpläne und skurril aber wahr: guckt sogar, wann am effektivsten und mitarbeiterfreundlichsten welche Kostüme gewaschen werden. Nicht dass bei Darstellerwechsel der Ersatz im Schweiße des Kollegen baden muss!
Kathryn Brown erläuterte zudem die Finanzierung des Theaters und seine Abhängigkeit von strukturellen Rahmenbedingungen. Ernüchternd zu erfahren, dass das Theater trotz seines Renommees und großer Tradition Schwierigkeiten hat geeignete Probenräume für Orchester oder Tänzer zu finden! Aber im Vergleich zum anderen Spielort Landshut, wo die Aufführungen seit nunmehr über zehn Jahren in einem leckenden Theaterzelt stattfinden müssen, haben die Künstler es in Passau (noch) gut. Dort allerdings gehen die Vorstellungen gelegentlich mit den immer häufigeren Hochwässern schon auch mal baden. Um zumindest die Bestuhlung zu retten, sind im Orchestergraben Hochwassermarken angebracht, so dass man je nach prognostiziertem Pegel die mobile Bestuhlung ins Trockene retten kann.
Ein Höhepunkt der Führung war für alle der Besuch des Fundus mit seinen meterhohen Regalen an Requisiten, die bei den Mitgliedern der Theater-AG Begehrlichkeiten weckte, und schließlich die Schneiderei, in der nach Skizzen der Ausstatter aus wunderbaren Stoffen die Kostüme für Musicals, Opern und Theater entstehen. Erstaunlich wie die Ausstatter bereits bei den Entwürfen kostensparend agieren und der Schneiderei Freiräume bei der Farbe, Muster oder Stoffart lassen, um Fundus und vorhandene Stoffe effizient zu nutzen! Die Seminaristen waren am Ende der Führung beeindruckt von der Vielfalt der Tätigkeiten an einem Theater. Schauspieler, Schreiner, Lichttechniker, Maskenbildner, Sänger und Tänzerinnen, um nur einige Berufe zu nennen – sie alle braucht es, damit ein Stück auf die Bühne kommt. So verschieden die Aufgaben der Beteiligten sind, eines ist auf jeden Fall nötig: Leidenschaft fürs Theater. Wenn diese bei den Seminaristen noch nicht vorhanden war, am Ende der Führung war sie (zumindest) geweckt.
Danke Frau Brown im Namen aller Schülerinnen und Schüler für die interessante Führung und die Bereitschaft, den Seminaristen auch für weitere Interviews und Auskünfte im Rahmen der Seminarphase zur Verfügung gestanden zu sein!
Julia Gais, OStRin